Zalando legt Rechtsstreit über DSA/VLOP-Einstufung vor den Europäischen Gerichtshof

Die Auseinandersetzung zwischen Zalando und der Europäischen Kommission rund um die Einstufung des Unternehmens als Very Large Online Platform (VLOP) gemäß dem Digital Services Act (DSA) geht in die nächste Runde: Der Online-Modegigant hat die Angelegenheit nun vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) gebracht.

Der Kern des Konflikts liegt in der Frage, ob Zalando tatsächlich als Plattform mit „sehr großer Reichweite“ gilt und ob es daher in dieselbe Regulierungsstufe wie globale Tech-Konzerne wie Meta, TikTok oder Amazon eingeordnet werden sollte.

Zalando argumentiert, dass ein Großteil seiner Funktionen nicht den klassischen „Social Media“- oder „User-Generated Content“-Mechanismen entspricht, die der DSA besonders adressiert. Das Unternehmen hält es deshalb für unverhältnismäßig, unter die strengsten DSA-Pflichten — etwa in Bezug auf Risikobewertungen, Transparenzberichte, Content-Moderation oder algorithmische Nachvollziehbarkeit — eingestuft zu werden.

Die Europäische Kommission wiederum betont, dass Zalando aufgrund seiner hohen Reichweite und seines bedeutenden Einflusses auf den digitalen Binnenmarkt sehr wohl in die VLOP-Kategorie fällt. Die finale Entscheidung des EuGH wird weitreichende Folgen haben:

  • Für Zalando: mögliche Ausweitung der Compliance-Kosten sowie striktere Anforderungen an Transparenz, Datenverarbeitung, Empfehlungssysteme und Produktkontrollen.
  • Für die gesamte europäische E-Commerce-Branche: ein Grundsatzurteil, das definiert, wie weit Plattformregulierung künftig reicht und ob auch weitere Händler oder Marktplätze in die VLOP-Zone rutschen könnten.
  • Für Händler & Marken: je nach Ausgang potenzielle Änderungen bei Sichtbarkeit, Produktprüfung, Werbung oder UGC-basierten Funktionen.

Damit wird dieser Rechtsstreit zu einem entscheidenden Prüfstein für die Frage, wie die EU den Spagat zwischen Verbraucherschutz und innovationsfreundlicher Marktgestaltung schaffen will — und welche Rolle große Handelsplattformen in diesem neuen regulatorischen Umfeld künftig einnehmen.

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